Sonntag, 11. Dezember 2011

Stich ins Herz

Es war einmal eine Mutter, deren Töchter Zwillinge waren und die in den nächsten Tagen Geburtstag hatten. Da die zwei Mädchen allerlei Schmuck hatten entschied sich die Mutter zwei Schmuckdosen für sie zu basteln. Für jede eine ganz besondere, denn obwohl die zwei Zwillinge waren, waren sie niemals gleich, daher sollte jede ein einzigartiges Geschenk bekommen.
Die Mutter ging auf den Dachboden und kramte in den alten, verstaubten Sachen und fand 2 kleine Truhen. Damals gehörten sie ihr und ihrer Schwester, aber nun sollten sie neue Besitzer bekommen. Sie nahm die Truhen mit hinunter und putze sie, schliff den Rost von den Scharnieren, kratzte den alten Lack ab und bemalte sie mit neuem, schimmerndem Lack. Es war Abend geworden, doch die Mutter der Zwillinge machte unermüdlich weiter. Ihre Liebe jeder Tochter etwas ganz einzigartiges und besonderes zu schenken trieb sie an. Sie holte Kleber und allerlei Verzierung: kleine Edelsteine, Glitzer, Kordeln, Bänder, Draht und vieles mehr. Unter dem flimmernden Licht der Bürotischlampe setzte sie Teil für Teil mit der Pinzette auf die Schatullen, überlegte sich Muster und Farben und erschaffte 2 wunderschöne Schmuckkästchen. Als sie fertig war versteckte sie die 2 Geschenke und legte sich zufrieden schlafen.
Als nun der Geburtstag der Zwillinge war saß die ganze Familie am Frühstücktisch und die Mädchen packten gleichzeitig ihr Geschenk aus. Ihre Mutter war angespannt vor Freude über die Reaktionen ihrer Töchter. Die Mädchen bekamen große Augen, als alles Geschenkpapier abgerissen war. Ihre Augen glitzerten und ihre Münder standen so weit offen, dass ein LKW darin hätte wenden können. Doch eines der Mädchen blickte einen kurzen Moment hinüber zu der Schmuckkiste ihrer Schwester. Das Glitzern in den Augen ließ nach. Ein zweiter Blick und ihr Mund schloss sich. Stille lang im Raum. „Mama, vielen Dank, für die Schmuckkiste, aber … aber, kannst du meine nicht auch blau machen? So wie die andere? Und … und … mehr Edelsteine, wie bei der anderen, das würde mir besser gefallen …, ach, eigentlich soll meine genauso aussehen wie die andere … Machst du das?“

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